Was ist Demenz? Demenz kurz erklärt
Über Alzheimer, Demenzformen und Herausforderungen in der Pflege
Kennen Sie den Film Honig im Kopf? Nun kann man sich durchaus über die humorvolle Darstellung des Themas Demenz streiten, nicht jedoch über dessen gesellschaftliche Relevanz. Für die Betroffenen und Angehörigen ist die Erkrankung ein schwerer Schlag.
Die Erkennung und Behandlung von Demenzerkrankungen zählen, wie auch die Unterbringung und Versorgung von Betroffenen, zukünftig zu den größten Herausforderungen für Betroffene, Angehörige und für unser Pflegesystem.
Bereits heute leben allein in Deutschland über 1,6 Millionen Demenzerkrankte. Aber was ist Demenz genau?
Artikelübersicht:
1. Was ist Demenz, was ist Alzheimer?
Abkürzung:
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Pflegegrad: Diese Leistungen stehen Ihnen zu
Per Definition ist Demenz (englisch dementia) ein Sammelbegriff für eine Reihe von Symptomen, die durch Erkrankungen des Gehirns hervorgerufen werden. Diese wiederum führen zu einer Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten. Erkrankungen mit Demenzsymptomen unterscheiden sich je nach Ursache, Verlauf und Erkrankungsalter und werden in Gruppen (Demenzformen) eingeteilt. Die häufigste Form ist mit ca. 60% der Erkrankungen die Alzheimer-Krankheit.
Der Begriff Demenz wird oft als Synonym zur Alzheimer-Krankheit verwendet. Da es sich bei der Demenz um einen Überbegriff für eine Vielzahl von Symptomen handelt (z.B. Störung von Gedächtnis, Sprache oder Motorik), wird der Überbegriff Demenz häufig anstelle der genauen Demenzform (siehe Punkt 2.) genannt.
2. Demenzformen
Anbei haben wir die häufigsten Formen der Demenz in einer Tabelle für Sie zusammengestellt:
Demenzform | Häufigkeit |
---|---|
Alzheimer-Krankheit | 60% |
Vaskuläre Demenz | 20% |
Lewy-Körperchen-Erkrankung und Parkinson-Syndrom | 10% bis 20% |
Frontotemporale Demenz | 5% bis 10% |
Andere Formen | < 5% |
Haben Sie sich auch gewundert, warum die Häufigkeiten addiert einen Wert über 100% ergeben?
Dieser Umstand kommt daher, dass eine eindeutige Zuordnung oftmals nicht möglich ist und die Krankheit dann bei mehr als einer Form erfasst wird (Mischform).
Eine kurze Beschreibung der häufigsten Demenzformen finden Sie in der folgenden Tabelle:
Demenzform | Kurzbeschreibung |
---|---|
Alzheimer-Krankheit | Unheilbare Gehirnerkrankung. Durch das Absterben von Nervenzellen - vermutlich durch die Einlagerung von Eiweißpartikeln - verlieren Betroffene ihre kognitiven Fähigkeiten. Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, Verwirrtheit, Aggressive oder depressive Phasen sowie der Kontrollverlust über den eigenen Körper nehmen im Verlauf immer weiter zu. |
Vaskuläre Demenz | Absterben von Nervenzellen als Folge von Durchblutungsstörungen des Gehirns. Häufig verursacht durch Gefäßwandverdickungen der kleinen Blutgefäße und in Zusammenhang mit Bluthochdruck als Risikofaktor. Im Gegensatz zu Alzheimer leiden Betroffene oft nicht an einem partiellen Gedächtnisverlust, sondern an einer motorischen und kognitiven Verlangsamung. |
Lewy-Körperchen-Erkrankung und Parkinson-Syndrom | Starke Ähnlichkeit zur Alzheimer-Krankheit, die eine Unterscheidung erschwert. Häufige Symptome sind Aufmerksamkeitsdefizite, detailreiche optische Halluzinationen sowie leichte Parkinsonsymptome. |
Frontotemporale Demenz | Gebündeltes Absterben der Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich. Zu Beginn der Erkrankung kommt es zu Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen, die meist mit psychischen Krankheiten (z.B. Burn-Out) verwechselt werden. Im Verlauf nehmen die Auffälligkeiten – insbesondere Aggressionen, Enthemmtheit und Unberechenbarkeit – immer weiter zu. |
3. Häufigkeit und Risikofaktoren
Wußten Sie schon?
Die erste Demenzerkrankung wurde von dem deutschen Psychiater und Neuropathologen Alois Alzheimer im Jahr 1901 aufgezeichnet. Fünf Jahre später präsentierte Alzheimer seine Erkenntnisse auf einer Fachtagung in Tübingen - bis heute trägt das Krankheitsbild seinen Namen ...
Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenz. Aufgrund der demografischen Entwicklung — in Verbindung mit einer immer besser werdenden medizinischen Versorgung — kommen derzeit jährlich 300.000 neue Fälle hinzu. Sofern kein Durchbruch bei der Behandlung gelingt, wird sich die Zahl der Erkrankten bis 2050 voraussichtlich auf 2,8 Millionen erhöhen.
Was sind die Risikofaktoren für Demenz?
Der größte Risikofaktor im Hinblick auf Demenzerkrankungen ist dabei schlichtweg das Alter. Laut einer Studie der deutschen Alzheimer Gesellschaft sind über 87% der Betroffenen älter als 65 Jahre. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, jedoch gibt es durchaus auch beeinflussbare Risikofaktoren, z.B.:
- Bewegungsmangel und falsche Ernährung
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Alkohol- und Tabakkonsum
- Stress und psychische Belastungen im Allgemeinen
Ähnlich wie bei der Prophylaxe von Herz-Kreislaufkrankheiten kann man also auch einer Demenzerkrankung mit einer gesunden Ernährung und körperlicher Ertüchtigung vorbeugen.
Hilfreich sind zudem nachweislich lebenslanges Lernen bzw. entsprechendes Gehirntraining sowie soziale Kontakte.
4. Pflege und Betreuung von Demenzpatienten
Die Pflege und Betreuung von Menschen mit einer Demenz-Erkrankung ist für die Pflegenden eine unglaubliche Herausforderung – unabhängig davon, ob die Versorgung zuhause oder in einer Einrichtung stattfindet. Der Hauptgrund hierfür ist, dass es aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsverläufe und Symptome keine Patentrezepte gibt.
Für jeden Demenzkranken müssen deshalb individuelle Lösungen gefunden werden – dies gilt für jeden Lebensbereich:
- Organisation des Tagesablaufes
- Unterbringung und Gestaltung des Wohnumfeldes
- Ernährung und Bewegung
- Beschäftigung und Therapie
- Finanzierung der Versorgung
- Minimierung der körperlichen und psychischen Belastung von Pflegenden
5. Pflegegrad bei Demenz
Das System der Pflegestufen (0 bis 3) wurde Anfang 2017 umgestellt auf Pflegegrade (1 bis 5). Die Voraussetzungen für eine Einstufung sind seitdem oft früher gegeben, insbesondere bei Menschen mit einer Demenzerkrankung wie Alzheimer. Viele Menschen mit Demenz erhalten nun erstmals eine Einstufung in die Pflegegrade oder eine höhere Einstufung als bisher.
Aufgrund von demenzbedingten Fähigkeitsstörungen können Menschen in ihrer Alltagskompetenz auf Dauer erheblich eingeschränkt sein. Die Einstufung erfolgt auf Basis einheitlicher «Pflegegrad-Module» durch Gutachter. Bei gesetzlich Versicherten sind das Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) - bei privat Versicherten Mitarbeiter entsprechender Organisationen (z.B. Medicproof).
In der Regel gilt, dass die Pflegegrad-Einstufung bei Pflegebedürftigen mit «eingeschränkter Alltagskompetenz» (wie z.B. bei Demenz) gegenüber der früheren Pflegestufe um den Wert 2 (blaue Pfeile) erhöht wurde:
Pflegebedürftige mit Demenz werden in der Regel — je nach Schwere der Erkrankung und je nach weiterer Pflegebedürftigkeit — in die Pflegegrade 2 bis 5 eingestuft, bei schwerer Demenz häufig in die Pflegegrade 4 oder 5.
6. Leistungen der Pflege- und Krankenkasse
Betroffene bzw. Angehörige erhalten für die Pflege und Betreuung von Demenzpatienten grundsätzlich im gleichen Umfang Leistungen der Pflege- und Krankenkasse, wie bei der Pflege von anderen Patienten. Zudem gibt es je nach Wohnort verschiedene Anlaufstellen bzw. Unterstützungsangebote, wie z.B.:
- Spezialisierte Beratungsstellen
- Haus- bzw. Facharzt
- Pflegedienste
- Vereine und Interessensgruppen
- Wohngruppen und entsprechende stationäre Einrichtungen
Im Rahmen einer fundierten Beratung kann – gemeinsam mit erfahrenem Fachpersonal – überlegt werden, welche Unterstützungsangebote aktuell erforderlich sind, um die Pflege und Betreuung zu gewährleisten.
In der Praxis machen wir leider oft die Erfahrung, dass pflegende Angehörige an Demenz erkrankte Personen bis zu der eigenen Belastungsgrenze und darüber hinaus pflegen. Das Gefühl, für die Betroffenen verantwortlich zu sein und zu versagen, sobald fremde Hilfe erforderlich wird, hindert die Angehörigen dann daran, sich frühzeitig unterstützen zu lassen.
Haben Sie deshalb keine Scheu, sich von den o.g. Anlaufstellen beraten und bei der Pflege helfen zu lassen – die Versorgung eines Pflegebedürftigen bis zur eigenen Selbstaufgabe hilft weder dem Patienten noch den Pflegenden.
Mit der Einführung der Pflegegrade am 01.01.2017 wurde auch ein neues Bewertungsverfahren implementiert, welches die kognitiven Fähigkeiten stärker berücksichtigt. Gerade Menschen mit einer Demenzerkrankung haben dadurch früher Zugang zu Leistungen der Pflegekasse.
Im Hinblick auf die Entwicklung der Krankheitsfälle und auf die besonderen Anforderungen an die Versorgung der Demenzerkrankten wird deutlich, dass mit einer steigenden Anzahl der Demenz-Patienten auch die Anforderungen an unser Pflegesystem zunehmen. Angehörige und Betroffene benötigen hier nicht nur höhere Zuschüsse der Kassen – auch das Angebot an Beratungsstellen, Betreuungseinrichtungen und Pflegeplätzen muss zukünftig deutlich ausgebaut werden.
Eine Übersicht der Pflegeleistungen in den Pflegegraden 1 bis 5 erhalten Sie in unserem Artikel
«Pflegegrad 1-5 - Diese Leistungen stehen Ihnen zu!»
Buchempfehlungen:
- Das Herz wird nicht dement – Udo Bär & Gabi Schotte-Lange, ISBN: 978-3-40785966-2
Sie benötigen Unterstützung bei Pflege, Haushalt oder Betreuung – als ambulanter Pflegedienst im Raum Cham, Bad Kötzting und Umgebung stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
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